Im Interview

Können deutsche Politiker vom Wahlkampf in den USA lernen?

Armand Zorn sitzt für die Frankfurter SPD im Bundestag.
Auf dem Parteitag der amerikanischen Demokraten in Chicago hat er Nachhilfe in Sachen Wahlkampf bekommen. Ein Interview mit
Rainer Schulze für die Frankfurter Allgemeine.


Herr Zorn, wo erreiche ich Sie gerade?

Ich bin noch im Hotel in Chicago. Bei mir ist es 9.48 Uhr, und wir brechen gleich auf zu unseren Gesprächen mit Congressmen, Gewerkschaftern und Wirtschaftsvertretern.

Was macht ein Frankfurter Bundestagsabgeordneter der SPD bei der Democratic National Convention, dem Nominierungsparteitag der Demokraten in Chicago?

Die parlamentarische Sommerpause nutze ich für Dinge, zu denen ich sonst nicht komme. Meine Wahlkreistour habe ich hinter mir, ich habe ein Praktikum bei der Post und in einer Apotheke gemacht. Jetzt bin ich mit der Friedrich-Ebert-Stiftung auf dem Parteitag in Chicago, um Beziehungen aufzubauen. Die transatlantische Partnerschaft ist ein Garant für Frieden und Stabilität. Und mich interessiert auch, was wir von der Art des Wahlkampfs in Amerika lernen können.

Und?

So eine Convention ist eine unfassbare Show. Am Dienstag haben die Obamas vor 50.000 Zuschauern gesprochen. Da war eine Stimmung wie in einer Basketball-Arena.

Also ein bisschen besser als bei der SPD im Bürgerhaus?

Schon, aber unsere zurückhaltende Art im Wahlkampf ist mir doch lieber. Die Wahlkampf-Finanzierung ist in den USA aus dem Ruder gelaufen. So eine politische Kultur brauchen wir in Deutschland nicht. Auch dieses „negative campaigning“, also der überaus harte, abwertende Umgang mit dem politischen Gegner, gefällt mir nicht.