Neus Gartenprojekt in Frankfurt: Gallusgarten II

Die Frankfurt Rundschau veröffentlichte diesen Artikel über der den Gallusgarten II von Thomas Stillbauer am 15.11.2022.

Das Projekt „Gallusgarten II“ behauptet mit Herz seinen Platz im sich wandelnden Stadtteil. Treffpunkt für Mensch, Tier und Stadtnatur.

Kürbisse, Zucchini, Rotkohl, Mangold. Tomaten. „Im November!“ Brokkoli. „Und wer weiß, was das da ist?“ – „Topinambur!“ – „Boah, weil du’s gelesen hast!“ – „Nein, ich wusste es!“ Fröhliche kleine Führung, die Ralf Harth am Dienstagnachmittag im Gallus leitet. Und eine schöne Erfolgsgeschichte.

Frankenallee, Höhe S-Bahn-Station Galluswarte, der Grünstreifen zwischen den Fahrbahnen. „Vor drei Jahren haben wir hier mit drei Pflanzkisten angefangen“, sagt Harth, treibende Kraft hinter dem Projekt „Gallusgarten II“, wie es offiziell heißt, „eine Absprache mit dem Grünflächenamt und – bäm!“

Bäm heißt: Eine ganze Reihe Hochbeete steht da jetzt, Sitzgelegenheiten gibt es, eine selbst gebaute Werkzeughütte – und vor allem Zusammenhalt. Sarah Bender ist gekommen, die Leiterin des Büros des Jugendmigrationsdienstes, das der Internationale Bund ganz in der Nähe betreibt. Das Gallus sei dabei, sich zu verändern, sagt sie. Nebenan lärmt eine Baustelle, und der nächste große Umbau steht bevor. Mit dem öffentlichen Garten sei aber aus einer kleinen Initiative etwas Gutes entstanden. „Für uns ist das ein Ort, an den wir mit jungen Menschen gehen können, Menschen mit Fluchtgeschichte, Frauen, die sich allein nicht überall hinwagen.“ Ein Ort der Möglichkeiten, „ein Ort, an dem wir auch etwas erfahren über die Menschen, die hier leben“.

Mitgärtnerin Eva Bloch berichtet von der großen Unterstützung seitens der kleinen Geschäftsleute: „Die passen auf.“ Die Betreiberfamilie des „Lotto-Kiosks“ an der Ecke etwa, die die kleine Prozession rührend herzlich zum Besuch einlädt und mit einem Imbiss versorgt. „Die besten Samosas!“, lobt Harth die indischen Teigtaschen. Ihm geht es nicht allein ums Gärtnern, sondern um das Miteinander aus dreierlei: Biodiversität in der Stadt, integrative Jugendarbeit und gelebte Nachbarschaft.

„Sehr bereichernd“, sagt dazu Armand Zorn, SPD-Bundestagsabgeordneter, der an diesem Nachmittag beim Rundgang dabei ist. „Ich habe früher hier im Gallus gewohnt, und ich habe gern hier gewohnt“, sagt er. Und zum Gartenprojekt: „Das Soziale berührt mein Herz.“

Das freut das Team und lässt auf künftige Unterstützung mit Bundesgeld hoffen. Kinder aus dem nahen Familienzentrum Monikahaus haben ein Beet im Garten, auch die Tagesstätte des Frankfurter Vereins. Eine Kooperation mit der Günderrodeschule ist auf dem Weg (Eva Bloch: „Kinder dürfen hier sauen“), und ein Pavillon entsteht mit Hilfe des Amts für Straßenbau und Erschließung. Da ist die Hoffnung auf Austausch mit der älteren Anwohnerschaft: auf ihre Gartengeschichten, auf Zusammensein nach dem Corona-Trauma.

„Wir haben aus einer Hundekot- und Haschwiese einen Ort der Gemeinschaft gemacht“, sagt Ralf Harth. Und wenn doch mal jemand Gemüse klaut, seien das nicht die Nachbarn. „Die geben uns dann aber Bescheid – und wir sind in zehn Minuten hier.“

Falls jemand, statt zu klauen, etwas beitragen möchte: Auf der Wunschliste am kleinen Werkzeugschuppen stehen Akkusense, Folie, A3-Drucker. „Aber vor allem wünschen wir uns freiwillige Mitarbeit“, sagt Eva Bloch.

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